Liebe Gemeinde!
Nach sieben Wochen verschärfter Corona-Krise und einer Woche Maskenpflicht beim Einkaufen geht das Virus vielen Menschen gehörig an die Nerven.
Ja, es gibt Menschen, die leben ihren Alltag fast unverändert wie zuvor, aber es gibt auch diejenigen, die nach dem Besuch des Supermarktes richtig verärgert sind. Nein, nicht weil da jemand viel zu nah gekommen ist, sondern weil da gleich drei alte Bekannte waren, die man unter der Maske nicht rechtzeitig erkannt hat.

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Ist das jetzt die Helga? Das ist doch ihr Schal! Nee, das ist sie nicht – und schon vorbei. Man kann ja einer möglicherweise Fremden auch nicht hinterherlaufen. Wie sieht das denn aus!

Verwirrungen in Zeiten von Corona. In Ihren Augen vielleicht ein minder schwerer Fall. Schwerer wiegt schon, dass sich auf unser Land ein bleierner Schleier legt. Alle Nachrichten: Immer nur das Virus. Immer wieder neue Details. Immer nur negativ. Alles gerät ins Rutschen, alles ist in Gefahr.
Für Christen stellt sich dabei auch die Frage: Woraus lebe ich eigentlich? Woraus ziehe ich meine Kraft? Der heutige Sonntag gibt mit seinem Predigttext eine einfache, klare Antwort: Aus dem Glauben an Jesus.

Johannes 15, 4-5
Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.

Der Weinstock und die Reben: Ein Bild, das in diese Tage passt. Wer jetzt durch einen Weinberg, etwa an der Mosel, geht, sieht dort alte, knorrige Weinstöcke in langen Reihen. Wie abgestorben sehen sie aus. Kahl und karg. Man ist versucht zu sagen: Aus denen wird nix mehr.
Aber innerhalb weniger Wochen schießen Blätter aus dem Stock, und im Herbst reifen Unmengen süßer Trauben an diesem krüppeligen, alten Stück Holz.

Woran richten wir uns aus? An dem kahlen Weinstock dieser Tage, mit seinen schlechten Nachrichten und seiner Trostlosigkeit – oder an der Hoffnung, die Jesus uns gibt: Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht!
Ich möchte mich an Jesus ausrichten. Den Blick auf die Möglichkeiten ausrichten, die das Leben auch in der Krise bietet, den Blick auf die Kraftquelle meines Lebens ausrichten, und nicht auf die beharrlich schlechten Nachrichten.
Nein, ich möchte nicht leichtsinnig leben, so nach dem Motto: „Mir kann doch nichts passieren!“, auch nicht fatalistisch „Ist doch eh alles egal!“, sondern hoffnungsvoll und glaubensfroh: Ich bin gehalten und getragen, und ich habe ein Ziel, auf das ich hinlebe.

Und wenn ich so in meine Umwelt schaue, sehe ich vertraute Menschen: Die tragen zwar alle eine Maske, und ja, das sieht auch ziemlich dämlich aus, aber sie sind alle gesund, es geht allen gut, keiner ringt auf der Intensivstation mit dem Tod. Wir haben Grund zur Dankbarkeit, sogar zur Freude.
Und darum: Laßt uns auf das Virus achten. Laßt uns auch darauf achten, dass mit dem Virus nicht gleich unsere gesamte bürgerliche Kultur in Qurantäne genommen wird. Laßt uns aber auch auf das schöne und gelingende in unserem Leben achten, auf die guten Gespräche, die Freude über die Blumen am Wegesrand, das lustige Video, das mir einer schickt, das starke Wort, den unerwarteten Kontakt.
Auch den Kontakt zu unserem Weinstock. Er ist alt und knorrig. Aber aus ihm ziehen wir unseren Lebenssaft! Amen.