Karfreitag, der stille Tag.
Keine Musik, keine Feste. Das Leben steht still. Die Christenheit gedenkt des Todes Jesu Christi.

Und doch Corona. Das Virus kennt keinen Feiertag, es macht keine Pause. Es hindert uns, einen großen Feiertag in der Kirche zu begehen. Karfreitag macht aber auch keine Pause. Die Kreuzigung Jesu zieht aus dem Gottesdienst in unseren Kirchen herüber in unsere Wohnungen.
So verbindet sich an diesem Karfreitag das Leiden Jesu mit dem Leiden der Welt. Ja, unsere Welt leidet. Sie steht still, weil ein winzig kleines Virus das will.
Viele Menschen in unserem Land kämpfen dagegen an: Ärzte, Pfleger, Krankenschwestern, Verkäuferinnen in den Supermärkten, Lastwagenfahrer, viele setzen sich in diesen Tagen mit aller Kraft für andere ein.
Die große Mehrheit unserer Bevölkerung aber kämpft nicht, sie stellt sich gegen das Virus: Hält Abstand, verzichtet auf Kontakte, geht kaum aus dem Haus. Wartet. Wartet ab und ringt so das Virus nieder.

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Es gibt eine merkwürdige Parallele zu dem Geschehen am Vorabend des Passachfestes im Jahre 30 in Jerusalem. Auch damals kämpfte eine kleine Minderheit: Pharisäer, Schriftgelehrte, römische Funktionäre; aber nun nicht gegen ein Virus, sondern gegen einen Menschen, der überall von der grenzenlosen Liebe Gottes predigte.
Seine Predigt hatte eine solche Kraft, dass sie viele ihrer Hörer erst in Staunen, dann in Hoffnung und schließlich in Bewegung versetzte. Davon berichten die Evangelien in vielfältiger Weise.

Am Tag vor dem Pessachfest aber, pflegte der römische Statthalter in Jerusalem einen Brauch, um sich beim Volk beliebt zu machen: Er gab dem Volk einen Gefangenen frei. Er bot ihnen zwei Gefangene zur Auswahl an, Barabbas, einen Mörder, und Jesus. Da geschah das Unerwartete: Das Volk stellte sich gegen Jesus. Die Evangelien berichten, die Hohenpriester hätten das Volk aufgewiegelt. Gut möglich. Das Ergebnis ist: Das Volk bezieht Stellung. Gegen Jesus. „Gib Barabbas frei“ schreien sie. Und als Pilatus fragt, was er mit Jesus tun soll, skandieren sie „Kreuzige ihn!“

Das Volk bezieht Stellung. Damals. Wir stellen uns gegen das Virus, heute. Was bedeutet das nun? Was kann uns das sagen, was lernen wir daraus?
Wie es nach Karfreitag weiterging, das wissen wir bereits. Jesus stirbt, wird begraben in einem Felsengrab, aber nach drei Tagen, am Ostersonntag, ist das Grab leer und die Botschaft von seiner Auferstehung verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Überall begegnen ihm Menschen, aber sie erkennen ihn erst nicht, denn er ist verwandelt. Auferstanden.

Wie es nach dem Virus weitergeht, wissen wir noch nicht. Doch: Es wird weitergehen, aber nicht so wie bisher. Wir werden andere sein. Und es liegt an uns, ob wir etwas Österliches in unser Leben tragen: Die Hoffnung auf eine Auferstehung, nachdem wir so nah am Tode waren.
Und es wird die Frage sein, ob wir aus unserer Haltung, die wir eingenommen haben, aus unserer Zurückhaltung, Einschränkung, aus unserem Verzicht Kraft schöpfen können für eine Neugestaltung der Zukunft.
Mit Jesu Auferstehung wurde alles neu. Es gab nicht einfach nur die Fortsetzung des Alten, Bewährten. Glauben wuchs. Hoffnung brach auf, Liebe ergriff die Herzen der Menschen damals wie heute.

Aber noch sind wir nicht so weit. Es ist erst Karfreitag. Wir sind vom Tod umgeben. Täglich tritt er uns mit neuen Opferzahlen und neuen Wendungen gegenüber.
Dem müssen wir uns stellen, in aller Stille und Betroffenheit.
Den müssen wir aushalten, auch wenn er ganz nah an unser Leben herankommt.
Bitten wir den Herrn der Kirche, dass er das österliche Licht des neuen Lebens über uns aufscheinen lasse.
Gelobt sei Jesus Christus, in Ewigkeit, Amen.